Stellen wir uns folgende Szene vor: Neulich in der Kaffeeküche: Zwei Kolleg:innen unterhalten sich über das neue Jobrad-Angebot. „Cool“, sagt der eine, „aber ob ich das nutze?“ – „Ich hab gehört, da gibt’s auch so’n Gesundheitsprogramm“, murmelt die andere. Und dann: Themenwechsel. Kein Wort mehr über Gesundheit, Ernährung oder mentale Stärke. Warum auch? Prävention ist oft… na ja – unsexy. Sie wirkt abstrakt, weit weg vom Alltag und betrifft einen irgendwie nicht so richtig persönlich. Denkt ihr nach dem Aufstehen darüber nach, was ihr heute für die Gesundheit tun könntet?
Stefan Zipperer
Und genau das ist das Problem. Prävention bleibt oft ein Papiertiger. Sie ist da, aber sie berührt niemanden. Sie ist richtig, aber nicht wirksam.
Doch woran liegt das? Warum funktionieren so viele Präventionsmaßnahmen nicht – obwohl der Nutzen wissenschaftlich belegt ist?
Die Antwort liegt in acht strukturellen Barrieren, die Prävention ausbremsen. Studien, Praxiserfahrungen und verhaltenspsychologische Modelle zeigen, dass es nicht nur an der Maßnahme liegt, sondern an ihrer Gestaltung, Einbettung und Kommunikation.
Hier sind die 8 Barrieren der Prävention, die wir erkennen und überwinden müssen
Barriere 1 – Das Unsichtbarkeits-Dilemma
Prävention hat ein Timing-Problem. Man muss heute aktiv werden, aber der Nutzen liegt oft weit in der Zukunft – unmittelbares Feedback fehlt. Warum heute Zucker meiden, wenn die Belohnung erst in Jahrzehnten spürbar wird? Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, das JETZT zu betrachten. Wir tun uns also wirklich schwer mit der Zukunftsperspektive einer Gesundheitsmaßnahme.
Was hilft: Feedbackmechanismen zu Gesundheitsroutinen überlegen, erreichbare Zwischenziele definieren, Gesundheitsmaßnahmen mit Belohnungen verknüpfen, die langfristige Effekte in erlebbaren Fortschritt übersetzen. Für mich ist das Buzzword “Longevity” eine solche Visualisierung, weil sie mir hilft den Nutzen klar zu machen, der durch gezielte Prävention heute entsteht.
Barriere 2 – Die Social-Impact-Lücke
Prävention ist meist ein einsames Geschäft. Während Teamevents soziale Dynamik erzeugen, fehlt es bei Präventionsangeboten oft (nicht immer) an Gemeinschaft, Austausch und Ritualen. Das Verhalten wird nicht sozial verstärkt. Kennt ihr jemanden, der zusammen mit anderen “Prävention macht”? Eher nicht, oder?
Was hilft: Kollektive Gesundheitsformate, z. B. Gesundheits-Challenges, Bootcamps, gemeinsam Sport treiben, gesunde Kochabende, Peer-Aktionen im Unternehmen, soziale Feedbacksysteme. Beispiel: Gesundheitschallenges erfolgreich einsetzen. Ich denke, gerade bei dieser Wirkungsbarriere könnte BGF und BGM noch deutlich mehr tun. Warum bauen wir nicht am Arbeitsplatz eine Corporate Health Culture auf?
Social Health im BGM
Wie steht es um Social Health-Funktionen in Ihrem BGM-Programm? Informieren Sie sich über die wichtigen "Besser Gemeinsam Machen (BGM)" -Instrumente.
Barriere 3 – Wir übersehen Health-Equity
Nicht alle Menschen haben denselben Zugang zu Prävention – sei es durch Sprache, Bildung, Schichtmodell oder digitale Hürden. Wer ohnehin wenig Ressourcen hat, bleibt außen vor.
Wir diskutieren diese Thematik in einer Arbeitsgruppe des #Digitalwerks der AOK Baden Württemberg. Dabei wird deutlich, dass wir diese Sicht bei Präventionsmaßnahmen noch viel zu selten einnehmen… und damit nicht alle Menschen gleichermaßen abholen.
Was hilft: Inklusive Maßnahmen mit einfacher Sprache, mobilen Angeboten und niedrigschwelligen Formaten.
Barriere 4 – Das Health-Literacy-Problem
In einer internen Modellierung haben wir vor kurzem ausgerechnet, wie viele Präventionstipps es eigentlich gibt. Was würden sie schätzen? Unser Modell nutzte dazu verschiedene Annahmen auf Basis wissenschaftlicher Studien, der ZPP Präventionsdatenbank und einer internen Experteneinschätzung. Herausgekommen ist eine Zahl, die auch uns selbst zuerst überraschte: 20.000.
Über 20.000 Gesundheitstipps konkurrieren um Aufmerksamkeit. Ganz klar: Das überfordert. Und wer soll die alle kennen… und dann sinnhaft bewerten? Ohne Orientierung wissen viele nicht, wo sie anfangen sollen – und bleiben stehen.
Was hilft: Strukturierte Gesundheitsreisen mit einem klaren Pfad, digitale Navigationssysteme, die alle Gesundheitsfelder berücksichtigen, moderne Healthguides und persönliche Begleitung.
Bei Gesundheit Bewegt entwickeln wir dieses Themen seit Jahren konsequent weiter: mit einem ganzheitlichen Präventionsmodell, dass Struktur schafft. Mit einem Gesundheitsjahr, das den holistischen Ansatz von Gesundheit zeigt und in den Arbeitsalltag übersetzt. Mit neuen Programmfunktionen wie dem Healthguide oder dem Kimi.Coach für Longevity
Barriere 5 – Die fehlende Personalisierung
Standardprogramme passen selten auf individuelle Bedürfnisse. Was den einen motiviert, schreckt die andere ab. Ohne persönlichen Bezug verpufft das beste Angebot. Das zu lösen, war in der Zeit “vor KI” gar nicht einfach. Doch jetzt stehen die Zeichen auf “personal prevention und personal medicine.” Und plötzlich gibt es Gesundheitsthemen, die genau auf mich zugeschnitten sind und meine Motivationsfaktoren, meine Biomarker, meine konkrete Arbeitssituation berücksichtigen.
Was hilft (und in den kommenden Jahren noch viel besser werden wird): KI-gestützte Programme, die auf Lebensstil, Verhalten und Gesundheitsdaten eingehen. Prävention wird damit zu einer persönlichen Story und ICH kann meine Gesundheitsziele zukünftig besser erreichen.
Barriere 6 – Die Motivationslücke
Prävention ignoriert oft, wie Verhalten wirklich funktioniert. Wir reden gerne vom “inneren Schweinehund”, aber es steckt natürlich nicht nur die persönliche Begeisterung für die eigene Komfortzone dahinter, sondern auch psychologische Verhaltensmodelle wie COM-B, HAPA, PAM oder das Fogg Behavior Modell. Sie zeigen beispielweise, dass Motivation, Fähigkeit und Trigger zusammenspielen müssen. Fehlt einer dieser Faktoren, passiert – nichts.
Was hilft: Maßnahmen, die Trigger setzen, mit kleinteiligen, belohnenden Schritten arbeiten und Motivation situativ aktivieren. Beispiel: Nudging und Mikrogewohnheiten verstehen, Routinen “koppeln”.
Barriere 7 – Das „Der-Tag-hat-nur-24-Stunden“-Problem
Prävention wirkt nur dann, wenn sie regelmäßig und in mehreren Gesundheitsfeldern stattfindet – von Bewegung über Ernährung bis hin zu mentaler Stärke, Schlaf oder gesunde Arbeitsroutinen. Doch die Realität sieht anders aus: Selbst hochmotivierte Menschen schaffen es kaum, täglich all diese Felder aktiv zu bedienen. Es fehlt schlicht die Zeit, um Prävention ganzheitlich umzusetzen.
Was hilft: Ein integrativer Präventionsansatz, der Gesundheitsverhalten nicht zusätzlich fordert, sondern in bestehende Routinen einbettet. Unterstützt durch ein Konzept wie dem Gesundheitskompass, der gezielt Schwerpunkte setzt, statt alles gleichzeitig zu verlangen.
Barriere 8 – Fehlende salutogenetische Lebenswelten. Das Struktur-Problem
Ich gebe es zu, fast hätte ich diese Barriere vergessen, verdrängt, übersehen. Denn diese Barriere ist eine der größeren Hürden – und schwer lösbar.
Viele Präventionsansätze konzentrieren sich auf das Verhalten Einzelner, übersehen jedoch ein zentrales Hindernis: Unsere Lebenswelten – vom Gesundheitswesen bis zur Arbeitswelt – sind primär auf Krankheitsbewältigung (Pathogenese) ausgerichtet, nicht auf die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit (Salutogenese).
Aus Präventionssicht denken wir “falsch herum”. Was leider so oft fehlt, sind systemisch gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen. Prävention wird häufig(er) zur privaten Aufgabe, obwohl strukturelle Veränderungen nötig wären: Bewegungsfreundliche Städte, gesundheitsförderliche Unternehmenskulturen, gesundes Essen in der Kita, ein Gesundsein-Führerschein für jeden von uns, etc. – all das ist völlig unzureichend entwickelt.
Statt Risiken zu reduzieren, braucht es mehr salutogenetische Ansätze: Angebote, die Sinn stiften, Beteiligung fördern, Gesundsein belohnen und nicht Krankheit bezahlen.
Fazit: Prävention braucht ein Re-Design
Wer Prävention ernst meint, muss sie neu denken. Weg vom Pflichtprogramm, hin zum aktivierenden, persönlichen, erlebbaren Gesundheitsstil. Weg von “wir legen los, wenn jemand krank ist” in zu “Gesundsein ist mega”.
Diese acht Barrieren zeigen, warum Prävention nicht funktioniert – und wo wir ansetzen müssen, damit sie wieder relevant wird: sichtbar, gemeinschaftlich, gerecht, verständlich, individuell, verhaltenswirksam und alltagstauglich.
Nur dann wird Prävention nicht mehr übersehen – sondern gelebt.
Praxislösung mit GB|Work – Übersicht der Barrieren und passender Lösungsansätze

GB|Work ist ein dynamisches und effektives Programm für ein zeitgemäßes, flexibles und wirkungsvolles betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).
Unsere innovative, digitale Präventionslösung minimiert Ausfallzeiten, fördert den Teamgeist und stärkt die individuelle Gesundheitskompetenz und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden – und das alles mit minimalem administrativem Aufwand.
Nutzen Sie GB|Work in der kostenfreien Version der Tu was-Initiative oder als GB|Work+.
Gehen wir die “Verhinderungsgründe” für eine erfolgreiche Gesundheitsprävention gemeinsam an. 😉
Barrieren (Pain Points)
Lösungen
Tu was – jetzt!
Gesundheitsprävention darf kein guter Vorsatz bleiben, der am Alltag scheitert. Wenn wir die acht Barrieren kennen und systematisch abbauen, wird Prävention wirksam, motivierend, persönlich und alltagstauglich. Unternehmen, die heute handeln, sichern sich nicht nur gesündere Mitarbeitende, sondern auch einen echten Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte und Lebensqualität.
Mit Programmen wie GB|Work wird aus Theorie konkrete Umsetzung.
Aus Einzelaktionen wird ein System.
Aus Pflicht wird Kultur.
3 Dinge, zum Merken
- Prävention scheitert nicht an der Idee, sondern an der Umsetzung.
Die 8 Barrieren zeigen, warum selbst gute Maßnahmen oft wirkungslos bleiben. - Erfolgreiche Gesundheitsprävention braucht System statt Einzelaktionen.
Sichtbarkeit, Motivation, Alltagsnähe und Gerechtigkeit sind entscheidend. - Mit GB|Work lassen sich diese Barrieren gezielt überwinden und Gesundheitsprävention wirksam werden
Digital, modular, praxisnah – für eine gesunde Unternehmenskultur, die wirkt.
FAQs zu Präventionsbarrieren
Warum ist Gesundheitsprävention so wichtig für Unternehmen?
Gesundheitsprävention reduziert Krankheitsausfälle, stärkt die Arbeitgeberattraktivität und unterstützt langfristig die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden.
Was sind die häufigsten Fehler bei Präventionsmaßnahmen?
Viele Präventionsmaßnahmen scheitern, weil sie nicht sichtbar, nicht motivierend oder zu wenig alltagsnah sind. Unser Modell zeigt sieben typische Barrieren.
Wie lässt sich Gesundheitsprävention in den Arbeitsalltag integrieren?
Mit digitalen BGF-Programmen wie GB|Work, die auf Gamification, Mikrogewohnheiten und personalisierte Gesundheitsimpulse setzen.
Welche Rolle spielt Gesundheitskompetenz bei der Prävention?
Eine hohe Gesundheitskompetenz ist entscheidend, um Präventionskurse sinnvoll zu nutzen. Programme sollten Orientierung und konkrete Handlungshilfen bieten.