Nudging – Gesundheits(an)stupser im BGF

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Kleine Veränderungen in unserem (Berufs)-Alltag haben großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Wir erklären, was es mit 'Nudging' im BGM und bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung auf sich hat.

Nudging (zu Deutsch “stupsen”)

beschreibt, wie durch sanftes Anstupsen eine Entscheidung in einer vorhersehbaren Weise beeinflusst wird. In der Gesundheitsförderung regt Nudging durch das Anbieten von einfachen Alternativen dazu an, das eigene Verhalten zu ändern und sich gesündere Gewohnheiten anzueignen. Zum Beispiel die Treppe statt den Aufzug zu nehmen oder lieber einen Apfel anstatt den Donut zu essen.

Nudging ist ein sanfter Weg, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gesünderen Entscheidungen zu inspirieren und ihnen gesundheitsförderliches Verhalten zu erleichtern, ohne dabei mit finanziellen Anreizen oder Verboten zu arbeiten.

Warum Nudging im Unternehmen?

Im Arbeitskontext gehört es zu den Pflichten des Unternehmens, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden dienen. Während z. B. Sicherheitsfragen durch Vorschriften im Rahmen des Arbeitsschutzes ausdrücklich angewiesen werden können, obliegen Gesundheitsfragen der selbstverantwortlichen Entscheidung jedes und jeder Einzelnen. Das heißt, die Mitarbeitenden können sich auch gegen gesundheitsförderliches Verhalten entscheiden. Das geschieht – wie wir oben gesehen haben – häufig sogar unbewusst, wenn das gesunde Verhalten scheinbar mehr Mühe bereitet, als das ungesunde.

Für verantwortungsvolle Unternehmen lohnt es sich daher, die Entscheidungsfindung von Einzelnen und von Gruppen durch bessere Angebote so zu erleichtern, dass sozusagen aus “Energiespargründen” freiwillig das gesunde Verhalten gewählt wird.

Genau hier kommt Nudging ins Spiel. Dieses “Werkzeug” erlaubt es Unternehmen, Angebote zum Wohl der Entscheidenden zu machen, ohne deren Freiwilligkeit im Entscheidungsprozess einzuschränken. Dies darf nämlich ausdrücklich nicht der Fall sein. Beim Nudging geht es nicht um Ge- oder Verbote und auch nicht um Manipulation zu bestimmten Entscheidungen. Ganz im Gegensatz zur Werbung, die “nur das Beste für uns” will und uns zu bestimmten Kauf- oder Produktentscheidungen verführt, die unser Leben vermeintlich verbessern.

Beim Nudging geht es vielmehr darum – Stichwort: Verhältnisprävention -, die betrieblichen, organisatorischen und sozialen Bedingungen im Unternehmen so zu gestalten, dass das Umfeld bessere und gesündere Entscheidungen jedes und jeder Einzelnen, aber auch von Gruppen, erleichtert (Stichwort: Verhaltensprävention). 

Gutes Nudging ist dann gegeben, wenn es ein erkennbares Angebot zum Wohl der Entscheidenden gibt und die Entscheidung für dieses Angebot vollkommen autonom und freiwillig getroffen werden darf. Darum verbieten sich finanzielle Anreize oder Nudges, die alternativlos oder ethisch fragwürdig sind, von selbst.

Der Vorteil von gut gemachtem Nudging in der betrieblichen Gesundheitsförderung ist, dass es unmittelbar und direkt auf die Entscheidungen und das Verhalten der Zielgruppe wirkt. Es bietet gesundheitsförderliche Wahlmöglichkeiten an und stupst zugleich in die richtige Richtung, das Angebot freiwillig zu nutzen und die ungesunde Alternative “links liegen zu lassen”. Die Beschäftigten behalten ihre Autonomie, werden aber durch die Anordnung oder Darbietung der Angebote zum Bruch mit alten Gewohnheiten und zu gesünderen Entscheidungen “gelotst”. 

Nudging richtig planen

Wie Sie nun wissen, handelt es sich bei Nudges nicht um finanzielle Anreize, Gebote oder Verbote. Vielmehr ist deren Einsatz immer kontextbezogen, abhängig von der Zielstellung, der Zielgruppe sowie der jeweiligen Situation. Bevor Sie Nudging-Maßnahmen in Ihrem Unternehmen einführen, prüfen Sie daher vorab, ob Ihre Gesundheitsidee folgende Kriterien erfüllt:

  • Die Art der gewünschten Verhaltensänderung ist positiv und vorhersehbar
  • Es werden keine Entscheidungsoptionen ausgeschlossen oder verboten
  • Die angebotene Alternative kann umgangen werden
  • Die Nudging-Maßnahme ist für alle Beschäftigten als solche zu erkennen

Gesund entscheiden = leicht entscheiden

Was haben menschliche Entscheidungsprozesse mit Gesundheit zu tun und wie kann es gelingen, sich mühelos für die gesunde Verhaltensalternative zu entscheiden?

Beim Nudging macht man sich die Erkenntnis zunutze, dass der Mensch nicht das verstandesgesteuerte Kopftier ist, das er zu sein glaubt: Nur etwa 20 Prozent unserer Entscheidungen werden aus rationalen Überlegungen heraus getroffen, zu 80 Prozent lassen wir uns von spontanen, emotionsbasierten intuitiven Impulsen leiten.

Die gesündere Entscheidung erscheint im Alltag oft anstrengender, die gewohnheitsmäßige, oft ungesündere Wahl, einfacher. Das kann z. B. die bequeme Autofahrt sein, anstatt sich auf dem Fahrrad "abzustrampeln" oder schnell eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben anstatt im knapp bemessenen Feierabend frisches Gemüse zuzubereiten.

Nudges, sogenannte Anstupser, haben das Ziel, dieses Phänomen umzukehren und die gesündere Entscheidung zur leichteren Entscheidung zu machen. Damit soll die Wahrscheinlichkeit für das gesündere Verhalten erhöht werden. Ein Beispiel: In der Kantine wird Obst als gesunder Nachtisch in Sicht- und Griffweite platziert, so dass man sich die Leckerei leicht aufs Tablett legen kann. Die hochkalorischen Zuckerbomben wie Schokoriegel & Co. gibt es zwar auch noch, allerdings muss man dafür zum Automaten zwei Etagen tiefer gehen.

So starten Sie Nudging in Ihrem Unternehmen

Sie möchten als FitCoach (unser Gesundheit|bewegt-Name für Gesundheitsbotschafter und Multiplikatoren) das Gesundheitsverhalten Ihrer Kolleg:innen verbessern, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger mehr Gesundheit predigen? Probieren Sie Nudging doch einfach mal aus und beobachten Sie, ob sich Verhaltensänderungen um Sie herum einstellen.

In drei Schritten wird es Ihnen sicher gelingen, Ihre Gesundheitsidee am Arbeitsplatz zu integrieren.

1. Absprechen

Sprechen Sie Ihre Nudges mit einem Vorgesetzten oder BGM Manager ab. So wissen diese über Ihr Vorhaben Bescheid und können Sie gegebenenfalls auch dabei unterstützen.

2. Klein beginnen

Beginnen Sie mit kleinen Veränderungen. Ziel ist es schließlich, Ihre Kolleg:innen nicht mit deren "falschem" Verhalten zu konfrontieren, sondern auf sanfte Art und Weise auf bessere, gesündere Alternativen hinzuweisen und diese anzubieten. Sammeln Sie also nicht sofort alle ungesunden Snacks Ihrer KollegInnen ein 😉

3. Unauffällig auffällig sein

Wenn es darum geht, auf Ihre Gesundheitsidee aufmerksam zu machen, gilt: Auf Gesundes aufmerksam machen, das Ungesunde in den Hintergrund "verbannen". Stellen Sie zum Beispiel den Korb frischer Äpfel in die Mitte des Tisches der Kaffeeküche und schieben Sie den Teller mit den Keksen ein gutes Stück nach hinten, noch besser, ab in den Schrank damit. Dem Nudging-Grundsatz folgend, werden die Kekse jedoch nicht aus der Küche entfernt.

Nudges - wie wäre es damit?

Kaffee am Arbeitsplatz

Zuckerdose und Kaffeesahne stehen direkt neben der Bürokaffeemaschine? Platzieren Sie beides im Küchenschrank und stellen Sie eine Frischmilch oder eine Milchalternative in den Kühlschrank.

Treppe statt Aufzug

Hängen Sie an den Treppenaufgängen und Fahrstühlen das Challengeplakat der "Treppenchallenge" gut sichtbar auf. Dadurch wird man täglich beim Vorbeigehen daran erinnert.

Wasser trinken

Organisieren Sie in Absprache mit einer Führungskraft große Wasserkaraffen für jeden Schreibtisch. Einmal auffüllen und schon hat jede(r) Mitarbeiter(in) ohne viel Aufwand genügend Flüssigkeit für einen ganzen Arbeitstag und wird beständig ans Trinken erinnert.

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Lernen Sie unsere Gesundheitslösungen in einer Online-Vorführung kennen.

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